UNGERECHTIGKEIT

FRAGE:

Ich fühle mich angesichts der aktuellen politischen Lage in den Vereinigten Staaten überwältigt. Obwohl ich versucht habe, durch meine verschiedenen Yogapraktiken Gleichmut und Mitgefühl zu kultivieren, ertappe ich mich dabei, wie ich ziemlich aufgewühlt und manchmal sogar wütend auf die Millionen von Menschen bin, die für Donald Trump gestimmt haben. Trumpf repräsentiert meiner Meinung nach Unmoral. Er steht für einen Mangel an Mitgefühl, Egoismus, Unehrlichkeit, Gewalt und Ausbeutung anderer. Seine öffentlichen Äußerungen sind schikanös und gemein. Es macht mich wütend, dass Menschen jemanden unterstützen, der meiner Meinung nach unehrlich, mental instabil, gefährlich, ungehobelt, anstößig, frauenfeindlich und rassistisch ist. Ich glaube, dass diese Wähler eine rücksichtslose und egoistische Entscheidung getroffen haben, die am Ende vielen unschuldigen Menschen schaden könnte. So sehr ich Trump auch ablehne, so brauchte es doch Wähler, die seine zerstörerischen Eigenschaften erkannten und ihn trotzdem ins Amt brachten. Ich habe Angst um mich selbst, meine Kinder und mein Land. Das wirkt sich meistens so auf mich aus, dass ich unruhig werde und mich rajasisch fühle. Ich spreche immer mehr mit anderen über Politik, obwohl ich weiß, dass es nur „die Gemüter erhitzt“ und letztlich nicht hilfreich ist. Ich verstärke damit nur die Saṃskāras. Dabei würde ich mich gerne gegen die Ungerechtigkeit einsetzen, so wie Gandhi es getan hat. Ich möchte geschickt handeln. Doch wenn ich aufgewühlt bin, weiß ich, dass ich nicht aus meinem höchsten und besten Selbst heraus handle. Hierbei benötige ich Hilfe.

ANTWORT:

Es ist sehr gut, dass du dir darüber bewusst geworden bist, dass deine Reaktion auf die Situation mit Donald Trump und den Menschen, die für ihn gestimmt haben, nur deine Saṃskāras verstärkt. Das ist wahr. Deine Saṃskāras werden durch frühkindliche Erfahrungen ausgelöst. Vermutlich hat dich ein Elternteil oder eine Bezugsperson nicht vor jemandem beschützt, der dich schikaniert hat, gemein oder geistig instabil war. Dass ein tiefliegendes Saṃskāra ausgelöst wurde, kannst du an deiner emotionalen Überreaktion erkennen, und an der Tatsache, dass sie dich trotz deiner Yogapraxis und dem Versuch, die Situation in einem anderen Licht zu sehen, so lange quält. Wenn kein Saṃskāra aktiviert wäre, würdest du dich vielleicht enttäuscht fühlen oder sogar aufgewühlt sein. Doch dann würdest du erkennen, dass du die Situation nicht unter Kontrolle haben kannst. Du würdest sie akzeptieren und ausgeglichen bleiben. Du würdest deine Buddhi, also deine Intelligenz, benutzen, um deine emotionale Reaktion zu regulieren. In der Bhagavad Gīta heißt es in Vers 2.48: „Erfülle deine Pflichten und sei standhaft im Yoga, während du dem Verlangen nach den Früchten deiner Handlungen entsagst und bei Erfolg und Misserfolg gleichmütig bleibst. Dieser Gleichmut wird Yoga genannt.“

Wenn ein Saṃskāra zu sehr mit Emotionen beladen ist, ist es unmöglich einen ausgeglichenen Geist zu haben. Das erlebst du zurzeit mit Trump. Wenn dein Saṃskāra nicht so mächtig wäre, könntest du dich auch „gegen die Ungerechtigkeit einsetzen“, wie du es ausdrückst. Doch du würdest emotional nicht in dem Ausmaß getriggert werden, dass diese Gedanken und Gefühle zur treibenden Kraft in deinem Geist werden und dich überwältigen. Saṃskāras befinden sich in deinem Unterbewusstsein. Du kannst sie nicht sehen und dennoch steuern sie deine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Diese Saṃskāras sind so mächtig, weil man sie so erlebt, als geschehen sie in diesem Augenblick. Das bedeutet, dass du so reagierst, als sei dieses schmerzhafte Ereignis aus der Kindheit jetzt tatsächlich passiert, obschon es dir als Kind widerfahren ist und dies in der Regel Jahrzehnte her ist. Was jedoch noch schlimmer ist, du reagierst tatsächlich wie ein Kind. Das liegt daran, dass das Ereignis der Kindheit so schmerzhaft war, dass du nicht in der Lage warst, es zu verarbeiten. Jedes Mal, wenn du im Erwachsenenalter in eine ähnliche Situation gerätst, in der du dich unsicher und ungeschützt fühlst und so, als ob dir Unrecht widerfahren sei, reagierst du mit diesen ungezügelten Gefühlen eines Kindes. Es ist normal, dass du weder erkennst, dass ein Saṃskāra ausgelöst wird, und auch nicht, welches Saṃskāra genau. Du bemerkst auch höchstwahrscheinlich nicht, dass du eigentlich nicht auf Trump oder die Wähler reagierst, sondern auf ein Unrecht, das dir in deiner Kindheit widerfahren ist. Du siehst auch nicht, dass du nicht imstande bist, dich dieser gegenwärtigen „Ungerechtigkeit“ gekonnt zu stellen, da du auch nicht in der Lage warst, der Ungerechtigkeit standzuhalten, die dir in der Kindheit angetan wurde. Der Schlüssel zum geschickten Umgang mit der gegenwärtigen Situation liegt also in der Arbeit an der Wurzel, an dem „Ungerechtigkeits-Saṃskāra “ aus der Kindheit. Sobald du diese alten Gefühle verarbeitet hast und dein Geist ausgeglichen geworden ist, wirst du beim Versuch die gegenwärtige Situation zu ändern effektiver sein. Du hast Gandhi als Beispiel. Er war jedoch ein sehr ausgeglichener Mensch und deshalb konnte er etwas Gutes für die Gesellschaft tun. Mit einem unausgeglichenen Geist, bereitest du dir selbst und anderen die Unruhe, die du in dir trägst. Und letztendlich wirst du selbst wie Trump werden, dadurch, dass du ständig an ihn denkst. Es kommt ziemlich häufig vor, dass jene, die sich gegen jemanden auflehnen, schließlich auf andere Weise genau dasselbe tun. Du wirst zu dem, woran du intensiv denkst, ob positiv oder negativ.

ÜBUNG:

Versuche dich an eine Zeit in den ersten 10 Jahren deines Lebens zu erinnern, in der du das Gefühl hattest, dass dich ein Elternteil oder eine Autoritätsperson ungerecht behandelt hat. Wenn dir keine Situation einfällt, in der dir Unrecht getan wurde, dann versuche dich an eine Zeit zu erinnern, in der du dich einem Elternteil ausgesetzt gefühlt hast, der mental instabil, gemein oder demütigend war und du dich unsicher oder ungeschützt gefühlt hast. Schreibe etwas über diese Situation auf und konzentriere dich dabei auf deine Gefühle. Schreibe so viel wie möglich über deine Gefühle. Nicht deine Gedanken über die Person oder das Ereignis sind jetzt wichtig, sondern wie es sich als Kind anfühlte, diese Gefühle zu haben. Nachdem du über deine Gefühle geschrieben hast, formuliere sie in einem Brief an den Erwachsenen, der damals die Gefühle in dir aufgelöst hat. Richte den Brief direkt an die Person und verleihe deinen unverfälschten Gefühlen Ausdruck. Halte dich nicht zurück. Hole dir einen Stuhl und bringe die Energie dieser Person in den Raum. Du kannst auch ein Bild der Person auf den Stuhl tun, oder du stellst dir die Person einfach nur vor. Jetzt lies den Brief der Person vor. Was ist dir bei dieser Erfahrung aufgefallen? Wie veränderten sich deine Gefühle, wenn überhaupt, vor, während und dann nach dem Lesen des Briefes? Schreibe darüber. Notiere dir eine positive Botschaft, die du dir so oft wie nötig selbst vorlesen kannst. Du kannst zum Beispiel schreiben: „Obschon ich glaube, dass in Zusammenhang mit Trump und all den Menschen, die für ihn gestimmt haben zurzeit eine Ungerechtigkeit herrscht, werde ich nicht emotional überreagieren. Ich verstehe, dass ich, wenn ich mich von meinen Emotionen überwältigen lasse, in Wirklichkeit nur auf ein altes Saṃskāra reagiere. Mein Ziel ist es, nicht länger zuzulassen, dass das Saṃskāra meine Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen steuert, denn es hatte bereits lange genug die Kontrolle. Von nun an werde ich ausgeglichen bleiben, damit ich ruhige, ausgewogene Entscheidungen darüber treffen kann, wie mit dieser Ungerechtigkeit auf geschickte Weise umzugehen ist.“

QUESTION:

I am feeling overwhelmed regarding the current political situation in the United States. While I have been trying to cultivate equanimity and compassion through my various yoga practices, I find myself getting quite agitated and indeed, at times angry at the millions of people who voted for Donald Trump. Trump represents immorality to me. A lack of compassion, egoism, dishonesty, violence, exploitation of others. His public statements are bullying and mean. It angers me that people could support someone who I believe is dishonest, mentally unstable, dangerous, crude, lewd, misogynist, racist. I believe these voters made a reckless and selfish choice that well could end up hurting many innocent people. As much as I dislike Trump, it took voters who saw his destructive qualities yet decided to put him in office anyway. I have fear for myself, my children, my country. How this effects me is that mostly I become agitated and feel rajasic. I discuss politics more and more with others when I know it really only “stirs the pot” and in the end is not helpful. I only am deepening samskaras. However, I would like to stand up for injustice as Gandhi did. I would like to be skillful in my action. But when I feel agitated, I know I am not acting from my highest and best self. This is what I need help with.

ANSWER:

It is very good that you are using your awareness to see that your reaction to the situation with Donald Trump and the people who voted for him is only deepening your samskaras. That is surely true. Your samskaras are getting triggered from some early childhood experience of probably a parent or parental figure who did not protect you against someone who was bullying you, mean, or mentally unstable. One way you can tell a deep samskara has been triggered is by your emotional overreaction and how it goes on bothering you for so long, despite your yoga practices and trying to see the situation in another light. If there were no samskara being activated, then you would feel maybe disappointed, or even agitated about the situation. But then you would realize that you cannot control the situation, so you would accept it. You would remain stable in your mind. You would use your buddhi, or intelligence, to control your emotional reaction. As it says in verse 2.48 of the Bhagavad Gita, “Perform your duties, being steadfast in yoga, while renouncing desire for the fruits and remaining equipoised in success and failure. This equanimity of mind is called yoga.”

When our samskara is too emotionally loaded, then we are not able to have a stable mind, as you are experiencing with the Trump situation. If your samskara was not very strong, you may also work to “stand up for justice,” as you put it. But you would not be so emotionally triggered that these thoughts and feelings become the driving force in your mind, and start overwhelming you. Samskaras are in your unconscious mind so you cannot see them, although they are driving your thoughts, feelings, and behaviors. These samskaras are so powerful because you experience them as if they are happening today. What this means is that even though something happened to you as a child, usually decades ago, you respond like that painful childhood event is actually happening now. And, what is worse is that you actually respond like a child. This is because the event that happened in childhood was so painful that you were not able to digest it. So every time a similar situation happens in adulthood where you feel unsafe, unprotected, and like some injustice has been done to you, you respond with those raw emotions of a child. It is normal that you do not see that a samskara is being triggered, nor which samskara specifically. You also most likely do not see that you are not actually reacting to Trump nor the voters, but to some injustice done to you in childhood. You also do not see that you are unable to stand up skillfully to this current “injustice,” because you were also not able to stand up to the injustice done to you in childhood. So, the key in working with the current situation in a skillful way is to work with the root cause – the childhood “injustice” samskara. Once you have processed those old feelings, and your mind is stable, then you will be more effective in trying to change the present situation. You gave the example of Gandhi, but he was a very balanced person and therefore he could do something good for society. If your mind is disturbed, then you will only create disturbance to yourself and to others because that is what you have within you. And ultimately, by thinking of Trump you will become like him. It happens quite often that those people who revolt against someone – in the end, they actually end up doing the same thing in a different way. You become what you think of intensely, whether in a positive way or a negative way.

PRACTICAL EXERCISE

Try to remember a time in the first 1-10 years of your life when you feel that an injustice was done to you by a parent or authority figure. If you can’t think of the injustice, then try to remember a time when you felt that you were exposed to a parent who was mentally unstable, mean, or bullying and you felt unsafe or unprotected. Write about the situation that you remembered, with a focus on your feelings. Write as much as you can about your feelings. Not your thoughts about the person or event, but about how it felt as a child to have those feelings. Once you have completed writing about your feelings, then put your feelings into a letter form to the adult who caused you to feel this way. Write the letter to them directly, with your raw feelings. Do not hold back. Pull up a chair and bring that person’s energy into the room. You can also put a picture of the person in the chair, or you can just visually imagine them. Now read the letter to that person. What did you notice about this experience? How did your feelings change, if at all, before, during, and then after reading the letter? Write about this. Write down a positive message to yourself that you can read to yourself as often as you need to. You can write something like this: “Even though I think there is an injustice going on right now with Trump and all the people who voted for him, I am not going to let myself have an emotional overreaction. I understand that when I let my emotions overwhelm me that I am really just reacting to an old samskara. My goal is not to let the samskara drive my thoughts, feelings and behaviors any longer because it has been in control for long enough. From now on, I am going to remain stable in my mind so I can make calm, balanced decisions on how to deal with this injustice in a skillful way.”

  • Satyanarayana Dasa

    Satyanarayana Dasa
  • Daily Bhakti Byte

    The duty of a person who is about to die is to remember Krishna. Of course that is also the duty of every one else.

    — Babaji Satyanarayana Dasa
  • Videos with Bababji

  • Payment

  • Subscribe

  • Article Archive

  • Chronological Archive

© 2017 JIVA.ORG. All rights reserved.