Die Bhagavad Gītā beginnt mit einer Frage gestellt von Dhṛtarāṣtra, dem Vater von Duryodhana:
dharma-kṣetre kuru-kṣetre samavetā yuyutsavaḥ
māmakāḥ pāṇḍavāś caiva kim akurvata sañjaya
„Oh Sañjaya, was taten meine Söhne und die Söhne von Pāṇḍu, nachdem sie sich im heiligen Land von Kurukṣetra zum Kampf versammelt hatten?“
Dhṛtarāṣtra war von Geburt an blind. Am Ende des zehnten Tages der Schlacht saß er mit seinem Sekretär, Sañjaya, der soeben vom Schlachtfeld zurückgekehrt war, in seinem Palast. [Sañjaya war zum Palast geeilt, um König Dhṛtrāṣtra eine unerwartete Nachricht zu überbringen.] Bhīṣma war gefallen, durchbohrt von den Pfeilen Śikhaṇḍīs. Es war bekannt, dass er seine Waffen fallen lassen und nicht kämpfen würde, sobald Śikhaṇḍī ihn zum Kampf herausfordern würde. Der Grund dafür: Śikhaṇḍī war als Mädchen geboren und wurde später zum Jungen (nach heutigem Sprachgebrauch ein Transgender). Aus Respekt vor Frauen war Bhīṣma, als großer Kṣatriya, abgeneigt auf eine Frau zu schießen. Er betrachtete Śikhaṇḍī immer noch als Frau. Daher verteidigte er sich auch dann nicht, als Śikhaṇḍī begann, ihn mit Pfeilen zu beschießen. Bhīṣmas ganzer Körper war von Pfeilen durchbohrt und schließlich fiel er wie ein leuchtender Stern zu Boden. Dies war unerwartet, da Bhīṣṁa von niemandem im Kampf besiegt werden konnte. Selbst Paraśurāma, der die Kṣatriya-Könige 21 Mal schlug, konnte ihn nicht besiegen. Um König Dhṛtrāṣtra diese unerwarteten Neuigkeiten zu übermitteln, eilte Sañjaya zurück zum Palast. Dhṛtarāṣtra wollte alle Einzelheiten wissen. Daher stellte er Sañjaya diese Frage.
Die Schlacht fand statt, weil Duryodhana Arjunas Bruder, Yudhiṣṭhira, der ebenfalls ein König war, beim Glücksspiel betrogen und sein Königreich eingenommen hatte. Duryodhana hatte daraufhin die Bedingung gestellt, dass die fünf Pāṇḍava-Brüder, einschließlich Arjuna und ihrer Frau Draupadī, für zwölf Jahre ins Exil gehen müssten. Danach sollten sie ein Jahr lang inkognito bleiben. Sollten sie dies bewerkstelligen, würde er ihnen ihr Königreich zurückgeben. Würden sie im Inkognito jedoch erkannt, müssten sie die gesamte Tortur wiederholen.
Die Pāṇḍavas verbrachten zwölf Jahre im Exil und ein Jahr lang inkognito. Dann kehrten sie zurück, um ihr Königreich zurückzufordern. Duryodhana lehnte ab. Er hatte nicht mit ihrem Erfolg gerechnet. Er hatte gehofft, sie würden im Exil sterben. Sollten sie die Tortur überleben, würden seine Spione die Pāṇḍavas während des Inkognito ausfindig machen. Sollten sie entdeckt werden, müssten sie zwölf weitere Jahre im Exil und ein weiteres Jahr inkognito verbringen. Duryodhana war überzeugt, dass die Pāṇḍavas mit Sicherheit entdeckt würden, wo sie sich auch versteckten, da sie in hohem Maße bekannte, mächtige Männer waren. Er dachte, dass sie dauerhaft bis zum Tode im Exil leben würden, ohne, dass man ihnen ihr Königreich jemals zurückgeben würde. Duryodhanas Plan scheiterte jedoch, da er nicht in der Lage war, sie aufzuspüren. Als die Pāṇḍavas schließlich zurückkamen und ihr Königreich zurückforderten, lehnte Duryodhana ab. Dies hatte er nicht erwartet. Er hatte von Beginn an nicht die Absicht gehabt, den Pāṇḍavas das Königreich zurückzugeben
Vor Beginn der Schlacht rieten verschiedene Leute Duryodhanas Vater, Dhṛtarāṣtra, das Königreich zurückzugeben, damit nicht viel Blut vergossen und die ganze Familie zerstört würde. Viele Könige würden getötet und viele Armeen zerstört werden, merkten sie an. Abgesehen davon, verdienten die Pāṇḍavas ihr Königreich zurück. Dhṛtarāṣtra aber hing sehr an seinem Sohn. Zudem befürchtete er, dass die mächtigen Pāṇḍavas die Macht seines Sohnes gewinnen oder an sich reißen könnten. So wollte er auf niemanden hören und das Königreich nicht zurückgeben. Selbst Kṛṣṇa kam, um Dhṛtarāṣtra zu beraten, doch Dhṛtarāṣtra hörte nicht auf Ihn. Dhṛtarāṣtra wusste, dass er im Unrecht war. Er wusste auch, dass seine Söhne sich bei dem Versuch die Frau der Pāṇḍavas in einer öffentlichen Versammlung zu entkleiden, unmoralisch verhalten hatten. Trotz dieses unmoralischen Verhaltens begünstigte er seine Söhne. Seine Blindheit steht hierfür.
Jemand, der sich seines Unrechts bewusst ist und trotzdem nicht richtig handelt, ist blind für die Wahrheit. Das Wort „Dhṛtarāṣtra“ bedeutet „jemand, der das Königreich eines anderen eingenommen hat“. Dies tut ein unmoralischer oder gieriger Mensch. Er entwendet auf unrechtmäßige Weise das Vermögen anderer. Er greift in die Rechte anderer ein und schmälert deren Eigentum und Reichtum. „Dhṛtarāṣtra“ ist der Inbegriff dessen. Er ist wie ein Mafiaboss, der in dem Bewusstsein des falschen Handelns der Leute, die er zum Töten angeheuert hat, in seinem Büro sitzt und dennoch seine bösen Pläne fortsetzt. „Duryodhana“ bedeutet großartiger Kämpfer – ein Kämpfer jedoch, der für die falsche Sache kämpft. Dies wird durch die Vorsilbe dur– ausgedrückt. In unserem Leben begegnen uns immer wieder Menschen, die sich unethisch und unmoralisch verhalten. In der Regel sind diese Menschen an der Macht und haben eine große Gefolgschaft.
Es gibt immer auch ethisch und moralisch handelnde Menschen mit guten Prinzipien. Sie werden immer in der Minderheit und unterdrückt sein. Sind sie jedoch aufrichtig, haben Gott an ihrer Seite und lassen sich von Ihm und von Heiligen führen, gehen sie wie Arjuna als Sieger hervor. Die gegnerische Seite mag zahlenmäßig überlegen sein, sie wird dennoch vernichtet oder besiegt.
Das Szenario lässt sich auf unsere spirituelle Praxis übertragen: Genau dieser Kampf findet auch in unserem konditionierten Geist statt, da jeder Mensch zwei Seiten hat, eine gute und eine schlechte. Sobald man sich dem spirituellen Leben zuwendet, sträubt sich die schlechte Seite, die früheren alten Gewohnheiten, gegen diese Entscheidung. Der Verstand stellt uns infrage: „Was soll das? Warum musst du morgens früh aufstehen? Warum gehst du nicht auf die Party und genießt sie? Was ist mit all deinen Freunden und Verwandten? Sie werden denken, dass du verrückt geworden bist.“ Diese Gedanken werden aufkommen. Auch werden deine Freunde versuchen, dich von deiner spirituellen Praxis abzubringen. Sie werden dagegen argumentieren: „Es gibt keinen Gott. Das sind alte Ideen, von primitiven Menschen aus Angst und Unwissenheit erfunden. Nunmehr hat die Wissenschaft die Naturgesetze entschlüsselt und Maschinen zur Steuerung derselben erfunden. Wir haben einen besseren Lebensstandard als früher. Wir sind in der Lage unsere Probleme zu lösen, ohne Zuflucht bei irgendeinem imaginären Gott.“
Du musst jedoch standhaft bei deiner Überzeugung bleiben und dich für Bhagavān entscheiden. Es ist durchaus möglich, dass deine Saṁskāras oder Impressionen dich schwächen. Sie beeinflussen deine Intelligenz und beeinträchtigen deine Fähigkeit, gute Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise wirst du von deiner Praxis, von deinem gewählten Weg abweichen. Das widerfährt vielen Menschen.
Du darfst dein Ziel also nicht aus den Augen verlieren. Wann immer dir ein Gedanke, eine Idee oder ein Wunsch in den Sinn kommt, solltest du ihn genauer unter die Lupe nehmen. Prüfe, ob er dich deinem Ziel näher bringt oder versucht, dich davon abzubringen. Folge nicht einfach dem Geist, sondern unterscheide zwischen deinen Wünschen, Gefühlen und Gedanken und reflektiere darüber. Wir sollten wie Arjuna fest entschlossen bleiben. Der spirituelle Weg ist für heldenhafte Menschen wie Arjuna.
Diese Selbstreflexion sollte immer stattfinden, andernfalls besteht die Gefahr, sich zu verirren. Menschen werden versuchen, dich von deinem spirituellen Weg oder Ziel abzubringen. Ihre Logik wird bestechend sein, was sie sagen, wird sehr verlockend sein. Du musst dein Ziel jedoch klar vor Augen behalten. Bleibe sehr entschieden und zielstrebig auf deinem Weg! Menschen, die nicht auf dem spirituellen Weg sind, verfügen über eine gewisse Logik und einige überzeugende Argumente. Du könntest davon beeinflusst werden, wenn du in deinem Verständnis nicht sehr gefestigt bist, falls dein Wissen nicht sehr tief geht.
Die Bhagavad Gītā gibt uns Einsicht in die Bedeutung des Kämpfens, des inneren Kampfes und die Bedeutung des Tötens des Gegners. Es bedeutet, ungesunde Wünsche und Ideen zu zerstören, jene Gedanken und Begierden, die unseren Fortschritt im Leben behindern. Wir müssen sie beseitigen. Dies ist die Bedeutung des Kämpfens. Hierfür müssen wir so kompetent wie Arjuna sein.
Arjuna war nicht nur aufgrund seiner Geburt ein geschickter Krieger. Er durchlief auch eine umfangreiche militärische Ausbildung. Die fünf Pāṇḍava-Brüder als auch Duryodhana und seine Brüder, wurden von ein und demselben Lehrer unterwiesen, Droṇācārya. Als ihre Ausbildung abgeschlossen war, prüfte Droṇācārya seine Schüler. Er fertigte einen Vogel aus Ton an und setzte ihn auf den Ast eines Baumes. Dann wies er die Schüler einen nach dem anderen an, in etwa 200 Meter Entfernung, mit Pfeil und Bogen vor diesen Vogel zu treten. Sie sollten auf das Auge des Vogels schießen.
Nacheinander rief er alle seine Schüler auf. Droṇācārya fragte jeden von ihnen: „Was siehst du?“ Die Antworten waren unterschiedlich. „Ich sehe sowohl den Baum als auch den Vogel.“ „Ich sehe den Ast und den Vogel.“ „Ich sehe den Mann, der hinter dem Baum vorbeigeht“, usw. Manche von ihnen sagten: „Ich sehe nur den Ast und den Baum und nichts Weiteres.“
Nach diesen Antworten bat Droṇācārya seine Schüler, einen Schritt zurückzutreten, jedoch nicht zu schießen. Schließlich rief er Arjuna auf. Arjuna trat vor, nahm seinen Pfeil und Bogen und zielte auf das Auge des Vogels.
Der Lehrer fragte ihn: „Was siehst du?“
Arjuna antwortete: „Das Auge des Vogels.“
Droṇācārya fragte: „Siehst du nicht den Baum und den Ast, auf dem der Vogel sitzt?“
„Nein“, antwortete Arjuna. „Ich sehe nichts, außer das Auge des Vogels.“
Dann durfte er schießen, und der Pfeil traf das Auge des Vogels.
Die Geschichte zeigt, dass Arjuna sein Ziel klar vor Augen behielt. Er sah nichts anderes. Du musst auf die gleiche Weise fokussiert sein, wenn es dir mit deinem spirituellen Leben ernst ist. In allem was du aufrichtig verfolgst, musst du zur Erreichung deines Ziels dieses klar vor Augen haben.
Bestimmte Menschen halten auf der Bhagavad Gītā basierende Vorträge über Management und Erfolg im Leben. Ihr entnehmen sie folgenden Grundsatz: Um erfolgreich zu sein, musst du dein Ziel klar vor Augen behalten. Alle deine Gefühle und Handlungen müssen von diesem einen Ziel geleitet werden. Nichts darf dich davon abbringen.
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Gopis are not proud, otherwise they will fight with each other, and become possessive and jealous, thinking I am closer to Krishna than someone else. Krishna teaches how to co-operate and not make politics to bring others down.
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