Einen wichtigen Aspekt in der klassischen Vedischen Tradition stellt die Schülernachfolge von Lehrer (Guru) und Schüler dar, auch Parampara genannt.
Authentisches Wissen vom Absoluten wird ausschließlich durch Weitergabe der Lehren eines qualifizierten Lehrers (Guru) an den Schüler ermöglicht. Die formale Einweihung (Diksha) in die Abstammungslinie des Lehrers erfolgt durch eine Zeremonie, in deren Verlauf ein Mantra herabgereicht wird. Eine authentische Schülernachfolge weist keinerlei Unterbrechungen auf und ihre Lehren können somit bis zum Ursprung zurückverfolgt werden.
Innerhalb des philosophischen Systems des Vedanta existieren verschiedene Ausrichtungen: die unpersönliche monistische Schule des von Shankaracarya etablierten Advaitavada, (Jnana) und die Schule der Persönlichkeitsphilosophie wie sie von Vaishnavas vertreten wird. Diese wiederum sind in verschiedene Schülernachfolgen (Sampradayas) unterteilt, von denen die Gaudiya Vaishnavas heute zu den Prominentesten gehören. Auch wenn Shri Chaitanya Mahaprabhu als der Begründer dieser Schule im 16. Jahrhundert gilt, begann die Gaudiya-Parampara eigentlich bereits mit Brahma, dem erstgeschaffenen Lebewesen. Diese Parampara schließt Madhvacarya, einen großen Vaishnava-Heiligen des 13. Jahrhunderts ein, und ist deshalb unter dem Namen Brahma-Madhva-Gaudiya-Tradition (Sampradaya) bekannt. Chaitanya Mahaprabhu selbst empfing Diksha in dieser Nachfolge, auch wenn er als Avatara Bhagavans gilt.
Er betraute seinen engsten Gefährten, Sri Gadadhara Pandita, mit der Aufgabe, Schüler in diese altverwurzelte Schülernachfolge einzuweihen. Die beiden Onkel von Jiva Gosvami – Rupa und Sanatana Gosvami – empfingen ihre Diksha von Gadadhara Pandita, und Jiva Gosvami folgte der Linie seiner beiden Onkel.
Heutzutage gibt es viele von Gadadhara Pandit abstammende Zweige, die sämtlich als Gadadhara Parivar bekannt sind. Einer der herausragendsten Weisen und Gelehrten darunter ist Shri Haridas Shastri Maharaja ji aus Vrindavan, der diese Welt am 6. Oktober 2013 verließ, um an Radha Krishnas ewigen Spielen in der spirituellen Welt, Goloka Vrindavan, teilzunehmen.
Er war nicht nur ein entsagter Mönch, renommierter Lehrer und Behüter der Kühe, sondern hat darüber hinaus über 80 Bücher aus dem Sanskrit in Hindi und Bengali übersetzt, viele davon mit ursprünglichem Kommentar. Er hat als Erster Jiva Gosvamis Shat-sandarbhas in Hindi übersetzt. Shri Haridas Shastri Maharaja ji hatte neun Hochschulabschlüsse inne sowie drei Doktorate in allen sechs hinduistischen Philosophiesystemen.
Das Jiva Institut für Vaishnava-Studien wurde unter der Leitung und mittels Unterstützung durch Shri Haridas Shastri Maharaj ji von dessen Schüler, Dr. Satyanarayana Dasa Babaji gegründet.