FRAGE:
Beim Japa belastet mich immer wieder eine Erinnerung an etwas, das vor 35 Jahren passiert ist. Ich hatte eine Abtreibung. Ich fühlte mich damals schuldig. Dennoch war es alles, was ich in meiner Situation tun konnte. Ich weiß nicht, wie ich jetzt mit dieser wiederkehrenden Erinnerung umgehen soll. Was kann ich tun, um das zu verarbeiten?
ANTWORT:
Die Abtreibung eines Babys ist oft emotional zu schmerzhaft, daher verdrängen wir unsere Gefühle und gehen einfach in den Aktionsmodus über, um den Abbruch durchzuführen. Mittlerweile befinden sich die Gefühle im Citta, unverdaut als Saṃskāra. Ein Teil des Reinigungsprozesses beim Meditieren besteht darin, dass all diese unverdauten Gefühle hochkommen, um aufgelöst zu werden. Ein bisschen wie Pañchakarma für den Geist. Um mit diesem Abtreibungs-Saṃskāra zu arbeiten, ist es unerlässlich, es mit einem offenen Herzen zu betrachten und sich wirklich auf die damit einhergehenden Gefühle einzulassen.
PRAKTISCHE ÜBUNG:
Ein Zeichen dafür, dass du erfolgreich an deinen Gefühlen gearbeitet hast, ist, dass die nächste Begegnung mit dem Saṃskāra weniger intensiv oder emotional aufgeladen sein wird. Zu dem Zeitpunkt an dem das Saṃskāra hochkommt, kannst du deine Intelligenz (Buddhi) nutzen, um dir zu sagen, dass die Abtreibung in der Vergangenheit geschah. Du nimmst die dazugehörigen Gefühle bewusst wahr und lässt nicht zu, dass das Saṃskāra deinen inneren Frieden beeinträchtigt. Du sagst einfach: „Oh, ich sehe dich, aber du hast mich nicht unter Kontrolle, denn ich kenne dich jetzt“. Was den Geist belastet und kontrolliert, sind jene Gefühle, die uns nicht bewusst sind, die Gefühle, die wir noch nicht verarbeitet haben. Anschließend konzentrierst du dich wieder auf das Mahā-Mantra und chantest weiter. Fahre mit dem Chanten fort. Allmählich wirst du diese Gefühle überwinden.