Wie kann ich mit alten Samskaras besser umgehen? Als Babaji in Deutschland war, hatte ich ihn gefragt, was ich tun soll, wenn beim Chanten alte Gedanken und Gefühle hochkommen. Er sagte, ich solle mich weiter auf das Chanten des Heiligen Namens konzentrieren und mich nicht auf sie einlassen. Leider gelingt mir das nicht, wenn ganz alte Gefühle hochkommen, die ich nicht einordnen kann. Was kann ich tun, um sie loszuwerden? Aus der Körperarbeit weiß ich, dass man die Gefühle im Körper spüren sollte, solange bis sie vorübergehen. Doch dann widme ich meine Aufmerksamkeit dem Gefühl und steige in die damit zusammenhängende Geschichte ein. Bitte sage mir, wie ich damit umgehen kann.
Deine Beobachtungen über deinen Geist sind sehr klar, was ein guter Ausgangspunkt ist. Du bemerkst, dass beim Chanten alte Gefühle auftauchen, die du nicht „loswerden“ kannst. Da bist du nicht alleine. Willkommen im Club. Das ist die Natur des Geistes. Nicht nur die deines Geistes, sondern die des Geistes aller konditionierten Menschen. Es ist schade, dass in unseren Schulen nicht gelehrt wird, wie unser Geist beschaffen ist und wie Samskaras funktionieren. Wäre dies der Fall, wären wir beim Wahrnehmen dieser Gefühle und Gedanken in unserem eigenen Geist nicht so aufgeregt, frustriert oder überrascht. Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, wenn wir nicht über unser Harnsystem aufgeklärt wären? Was wäre, wenn wir nicht wüssten, dass wir urinieren müssen? Dann würden wir uns jedes Mal, wenn wir Harndrang verspürten und uns vollpinkelten, über dieses seltsame, häufig auftretende Problem, bei dem unser Körper „nicht richtig funktioniert“, ärgern. Wir wären der Auffassung ein Problem zu haben, das wir loswerden müssen. Dann erklärt uns aber jemand, dass dies eine normale Funktion des Körpers sei und, dass wir die Funktionsweise des Körpers nicht ändern könnten. Wir könnten den Körper jedoch steuern. Man würde uns beibringen, dass wir die Natur unseres Harnwegssystems kennenlernen und akzeptieren könnten: Es scheidet alle paar Stunden Flüssigkeit aus, und dies ist eine gesunde Funktion unseres Körpers. Wir würden lernen, unsere Blase zu kontrollieren, um uns nicht vollzupinkeln, und den Urin bis zur nächsten Toilette zurückzuhalten. Dann würden wir beim Verspüren des Drangs diesen wahrnehmen, innerlich aber ausgeglichen bleiben. Wir wären wegen des Harndrangs nicht aufgeregt oder besorgt. Wir würden den Drang einfach friedlich zur Kenntnis nehmen und einen Toilettengang einplanen. Anschließend würden wir mit unseren täglichen Aktivitäten fortfahren.
Auf die gleiche Weise, wie du dein Harnwegssystem erfolgreich unter Kontrolle hast, kannst du es auch mit deinem Geist hinbekommen. Hier einige konkrete Schritte:
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FRAGE: Dann könnte man fragen, was das Mantra mit dem Chantenden macht. Ist es nur dazu da, das Samskara im Geist hervorzuholen? Da wir diejenigen sind, die unseren eigenen Geist beherrschen müssen, könnte man auch argumentieren, dass wir diese Arbeit sowieso machen. Wie wirkt sich das Mantra also wirklich auf uns aus? Könntest du das näher erläutern?
ANTWORT: Das Mantra reinigt das unerwünschte Samskara, wie Sri Caitanya Mahāprabhu gesagt hat – ceto-darpana- mārjanaṁ.
Du musst jedoch mit Achtsamkeit chanten. Bist du unachtsam, wird es viel länger dauern. Das Aufkommen der Samskaras ist der Reinigungsprozess.
Bezüglich deiner Frage, wie uns das Mantra beeinflusst, wenn doch wir selbst die Arbeit machen, [frage ich dich]: Wie willst du den Geist beherrschen, ohne das Mantra zu chanten? Das Mantra hilft den Geist unter Kontrolle zu bringen und ihn zu reinigen.
Angeordnet wird, dem Mantra Aufmerksamkeit zu schenken. Chanten ohne Aufmerksamkeit oder nicht zu chanten, beides wird nicht empfohlen.
Der Geist kann nicht ohne eine gewisse Unterstützung, Ālambana, unter Kontrolle gebracht werden. Selbst wenn der Geist gewissermaßen unter Kontrolle ist, muss man dennoch die Samskaras reinigen und neue Samskaras schaffen. Dies geschieht durch Chanten.