POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG (PTBS)

FRAGE:

Ich bin seit 12 Jahren Krankenschwester. In vielen dieser Jahre habe ich mich um kranke, schwer verletzte und sterbende Kinder gekümmert. Während dieser Zeit war ich in einige ernsthafte Situationen involviert, weswegen ich heute Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) habe. Derzeit bin ich für die Koordination der Betreuung der pädiatrischen Patienten des Hospizes, für das ich arbeite, verantwortlich. Aufgrund meiner Symptome kann ich die Patienten nicht als Krankenschwester betreuen. Jedes Mal, wenn ich mit jungen oder pädiatrischen Patienten zu tun habe, verspüre ich Symptome von Tachykardie (schnelle Herzfrequenz) und Brustschmerzen begleitet von Angstzuständen. Mindestens einmal am Tag kommen Erinnerungen an Fälle hoch, mit denen ich zu tun hatte, als ich in der pädiatrischen Traumaversorgung arbeitete. Die Situationen spielen sich immer wieder vor meinem inneren Auge ab. Die Angst und die Konfrontation mit alten Fällen war vor ein paar Jahren so schlimm, dass ich aufhören musste, im direkten Kontakt mit Patienten aller Altersgruppen zu arbeiten. Ich war sehr ängstlich und fühlte mich ausgebrannt. Diese Ereignisse, die ich immer wieder zu durchleben scheine, geschahen vor über zehn Jahren. Wie kann ich die traumatischen Gefühle dieser Erinnerungen überwinden, sodass nur die vergangenen Erlebnisse bleiben, ohne Angst auszulösen?

ANTWORT:

Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) berichten häufig, sich überwältigt zu fühlen, während sie die schrecklichen Erinnerungen und sehr schmerzhaften Gefühle immer wieder durchleben. Oft greifen sie zu ungesunden Strategien, um ihre Symptome zu betäuben, wie zum Beispiel zu Drogen oder Alkohol. Es ist also sehr gut, dass du eine vernünftige Entscheidung getroffen hast, eine administrative Rolle übernommen hast und Unterstützung suchst, anstatt auf weniger gesunde Alternativen zurückzugreifen. Der erste Schritt des Heilungsprozesses besteht darin, Klarheit durch das Verstehen, was tatsächlich in deinem Geist vorgeht, zu erlangen. Wieso bringt der Geist diese quälenden Erinnerungen täglich hervor? Warum tut er das? Sobald du das weißt, kannst du Maßnahmen zur Bewältigung der Symptome ergreifen, damit du ihnen nicht hilflos ausgeliefert bist.

Aus der Sicht der Vedischen Psychologie des Jiva Institute betrachten wir die Grundursache des Problems. Die Grundursache ist nicht die traumatische Erfahrung, die du gemacht hast. Entscheidend ist, wie du diese Erfahrung verarbeitet hast. Es ist nicht so, dass du regelmäßig Kinder beim Sterben erlebt hättest. Hier geht es um Ereignisse im Außen, die Menschen in unterschiedlichem Maße beeinflussen. Nicht alle Hospizkrankenschwestern sind von PTBS betroffen, weil sie mit sterbenden Kindern arbeiten. Worin unterscheiden die Krankenschwestern sich also? Warum leidet eine Krankenschwester an PTBS und eine andere nicht? Die Ursache des Problems hat mit Buddhi bzw. unserer Intelligenz zu tun. Mit Intelligenz ist nicht Intelligenz im Sinne von Buchschläue gemeint. Wir definieren Intelligenz als die Fähigkeit Emotionen zu verarbeiten. Wenn wir nicht in der Lage sind, ein Ereignis emotional zu verdauen, bleibt dieses Ereignis unverarbeitet in unserem Unterbewusstsein. Es quält uns so lange, bis wir es verarbeitet haben. Unverarbeitete Erinnerungen, die sich in unserem Chitta, dem Unterbewusstsein, befinden, stellen die Grundursache des Problems dar. Diese Erinnerungen aus der Vergangenheit, die Saṃskāras genannt werden, sind unglaublich mächtig. Sie steuern unsere täglichen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Wenn wir heute, im gegenwärtigen Moment, auf etwas reagieren, reagieren wir tatsächlich meistens nicht nur auf das, was gerade passiert. Zehn Prozent unserer Reaktionen gelten womöglich dem tatsächlichen Ereignis im gegenwärtigen Moment. Die anderen neunzig Prozent werden durch unsere Saṃskāras bestimmt. Eine alte unverarbeitete Erinnerung kommt immer wieder hoch und schreit nach unserer Aufmerksamkeit.

Was bei dir passiert ist Folgendes: Wenn du ein Kind im Hospiz siehst, sucht deine Intelligenz (Buddhi) automatisch nach einer ähnlichen Erinnerung in deinem Unterbewusstsein (Chitta). Sie sucht nach einer Übereinstimmung zwischen dem, was du gerade siehst und dem, was du in der Vergangenheit erlebt hast. Da du so viele Jahre im Hospiz mit so vielen Kindern gearbeitet hast, besteht bei dir natürlich eine direkte Übereinstimmung: In deinem Unterbewusstsein befindet sich eine sehr große Erinnerungsdatei aller Kinder im Hospiz, mit denen du gearbeitet hast. Deine Intelligenz findet diese Datei also leicht und schnell und bringt sie aus deinem Unterbewusstsein in dein Bewusstsein. Das alles geschieht in weniger als einer Sekunde. Wenn die Datei auftaucht, überfluten dich all deine unverarbeiteten Emotionen, in Bezug auf Menschen, die gestorben sind, die du nicht retten, denen du nicht helfen oder, von denen du dich nicht verabschieden konntest. In deinen Erinnerungsdateien sind auch Bilder enthalten, sodass du vor deinem inneren Auge manchmal auch Bilder aufkommen siehst. Klang, Geruch, Berührung, alle deine Sinneswahrnehmungen, die mit dieser Erinnerung verknüpft sind, drängen sich ebenso auf. Möglicherweise hörst du in deinem Kopf immer wieder die letzten Worte eines Kindes, oder siehst sein Gesicht, oder du erinnerst dich an die Berührung seiner kleinen kalten Hand. Es ist auch möglich, dass alte Erinnerungen an Traurigkeit oder den Tod eines geliebten Menschen oder nahen Verwandten ausgelöst wurden, als du als Krankenschwester tätig warst. Die Gefühle der Trauer, die bereits in deinem Unterbewusstsein lagen, wurden durch jeden Verlust eines Kindes verstärkt. Wenn du also die Symptome einer PTBS erlebst, wirst du nicht nur von den schmerzhaften Gefühlen im Zusammenhang mit den pädiatrischen Patienten, die du verloren hast, überflutet. Du wirst auch von den Gefühlen für die Liebgewonnenen, die du verloren hast, überflutet. Von diesem Geistesverständnis ausgehend, ist es nicht verwunderlich, dass du aufgrund dieser sehr überwältigenden Überflutung mit Gefühlen und Erinnerungen Angst und Brustschmerzen hast.

PRAKTISCHE ÜBUNG:

Der Schlüssel für die Arbeit mit PTBS besteht darin, deine schmerzhaften Erinnerungen zu verarbeiten – Erinnerungen, die, als sie auftraten, möglicherweise zu schmerzhaft waren, um sie zu verarbeiten, die aber jetzt deine Aufmerksamkeit fordern. Es ist kein schneller Heilungsprozess, und eine kleine Übung, wie die unten genannte, wird nicht ausreichen. Es ist jedoch ein Anfang. Wir empfehlen dir, zunächst einmal die Übung auszuprobieren. Darüber hinaus solltest du mit einem Therapeuten zusammenarbeiten, um deine Erinnerungen zu verarbeiten und loszulassen, sodass du ausgeglichener wirst.

  1. Nimm dir etwas Zeit, um an deinen Erinnerungen zu arbeiten. Vereinbare eine bestimmte Zeitspanne mit dir selbst, damit du genau weißt, wann du mit dieser schmerzhaften emotionalen Arbeit beginnst, und wann du aufhörst. Viele Menschen empfinden es als zu schmerzhaft, Erinnerungen an den Tod eines Menschen zu verarbeiten. Dieser Ansatz, bei dem du eine klare Start- und Endzeit festlegst, gibt dir ein Gefühl von Kontrolle über eine Situation, die sich oft emotional völlig außer Kontrolle anfühlt.
  2. Gestalte einen heiligen Raum für deine Heilungsarbeit. Zünde eine Kerze an. Wickle dich in eine weiche Decke. Verbinde dich mit Śrī Kṛṣṇa. Chante das Mahā-Mantra. Nimm Seine göttliche Gegenwart an deiner Seite wahr. Danke Kṛṣṇa dafür, dass Er dir die Gelegenheit gibt, an dir selbst zu arbeiten.
  3. Schreibe über eine der Erinnerungen, die dich immer wieder verfolgt. Wähle eine der Erinnerungen aus, die emotional sehr aufgeladen ist. Je spezifischer du die Erinnerung beschreiben kannst, desto besser. Schreibe über jedes Detail deiner Erinnerung. Sobald du sie aufgeschrieben hast, gehe durch deinen Text und umkreise alle Gefühlsworte, die du erwähnt hast. Beispiele für Gefühlsworte sind „depressiv“, „traurig“, „wütend“, „verängstigt“, „schuldig“ oder „hilflos“.
  4. Nun schreibe detaillierter über deine Gefühle. Wie ist es diese Gefühle zu spüren? Wenn du keine Gefühlsworte verwendet hast, gehe noch einmal durch den Text und füge die Gefühlsworte deiner Geschichte hinzu. Schreibe dann detaillierter über deine Gefühle. Gefühle werden oft unterdrückt. Je mehr Aufmerksamkeit du demnach den Gefühlen schenken kannst, desto besser. Sie wurden lange Zeit unterdrückt. Es ist also sehr schwer, sie an die Oberfläche zu bringen und sie zu fühlen. Wer will sich schon bewusst dem stellen, was Schmerzen verursacht? Es ist, als würde man zum Zahnarzt gehen und ihn bitten, den Zahn ohne Schmerzmittel zu ziehen … Wenn du deine schmerzhaften Gefühle jedoch annimmst, erfährst du Erleichterung. Die Amerikaner sagen, dass man es fühlen muss, um es heilen zu können (you have to feel it to heal it). Erlaube dir also zu weinen oder zu schreien oder zu tun, was auch immer du tun musst, um das Gefühl, das so lange in dir angestaut war, zu erkennen, zu bestätigen und wirklich zu fühlen.
  5. Benutze deine Buddhi(Intelligenz), um dir selbst zu erklären, was du über die Vorgänge in deinem Geist verstanden hast. Es kann hilfreich sein, es auf ein Blatt Papier aufzuschreiben und dieses bei dir zu tragen. So kannst du es dir jedes Mal vorlesen, wenn du die Symptome erfährst. Sei lieb zu dir und kümmere dich um dich selbst. Du kannst zum Beispiel schreiben: „Liebling, atme tief durch. Das, woran du dich jetzt gerade erinnerst, ist nur eine Erinnerung. Es geschieht nicht jetzt. Die Erinnerung ist eng verknüpft mit Gefühlen, die du damals nicht verarbeitet hast, aber du arbeitest daran, sie zu bewältigen, und du bist auf dem Weg der Besserung. Du ängstigst dich um den vergänglichen Körper eines Kindes, nicht um sein ewiges Selbst. Kehre also einfach in den gegenwärtigen Moment zurück und sei mit dem, was jetzt gerade ist. Kṛṣṇa ist gerade bei dir. Sei mit Ihm. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. Sie ist vorbei. Ich entscheide mich dafür, mich nicht länger von ihr einholen zu lassen.“
  6. Viele Menschen, die an PTBS leiden, finden ätherische Öle zur schnellen Linderung ihrer Ängste hilfreich. Du kannst dir etwas ätherisches Lavendel- oder Rosenöl besorgen. Träufele ein paar Tropfen in deine Handflächen. Forme dann eine Schale mit deinen Handflächen und stülpe sie über deine Nase. Schließe deine Augen und atme drei Mal tief durch. Atme das ätherische Öl ein. Übe dich in Achtsamkeit, indem du das Mahā-Mantra lautlos in deinem Geist chantest. Erde dich in den gegenwärtigen Moment, in dem keine Angst existiert. Angst stammt lediglich aus vergangenen Erinnerungen. Wiederhole das tiefe Atmen und Chanten so oft wie nötig, bis die Angstsymptome nachlassen.
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    A sadhu is not elated when given respect nor disturbed when insulted.

    — Babaji Satyanarayana Dasa
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