FRAGE:
Einen spirituellen Weg zu beschreiten, scheint zunächst eine Menge Arbeit mit sich zu bringen. Manche neigen dazu, das Lesen, Studieren, Schreiben, das kontemplative Denken und die Extrameile zu scheuen, um jene tiefgreifenden Erkenntnisse zu erlangen. Wie können wir unseren Freunden und Familien vermitteln, dass es die Anstrengung wert ist, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen? Ist es das Beste mit gutem Beispiel voranzugehen, oder sollten wir die Hindernisse ausfindig machen, die sie davon abhalten, sich voll auf die Sache einzulassen, und ihnen jedes Mal helfen, diese Hindernisse zu überwinden?
ANTWORT:
Du sprichst einen guten Punkt an und hast gut beobachtet, wie die Leute vor dem Studium zurückschrecken und Hindernissen im spirituellen Leben begegnen. Es ist traurig, dass wir die Kultur des Studiums der Śāstra verloren haben. Wenn wir die Śāstra nicht studieren, dann hören wir nicht und haben keinen Glauben an Gott. Infolgedessen führen wir religiöse Praktiken nur routinemäßig aus. Alles wird zu einem Ritual und mechanisch. Die Leute gehen sogar in dieser roboterhaften Weise zum Tempel. Es sind keine Gefühle im Spiel. Es ist kein Bhāva vorhanden. Das Interesse der Menschen gilt nicht Bhakti, und das ist sehr bedauerlich. Eine Möglichkeit, diese Situation in den Griff zu bekommen, ist, das Eine zu beherrschen, das du beherrschen kannst, nämlich deinen eigenen Geist. Gewöhnlich stellen wir die Fehler oder Schwächen anderer fest und versuchen, sie dazu zu bringen sich zu ändern. Wir machen sogar andere für unsere eigenen Gefühle verantwortlich. Oft machen Menschen, die versuchen, andere dazu zu bringen sich zu ändern, ihr emotionales Wohlergehen davon abhängig, ob der geliebte Mensch sich auf die erhoffte Weise ändert. Zum Beispiel: „Wenn meine Mutter nur ernsthafter die Schriften studieren würde, dann wäre ich glücklich. Ändert sie sich jedoch nicht, bin ich frustriert.“ Tatsächlich kann aber beständige innere Zufriedenheit nicht durch die Handlungen eines anderen entstehen. Anstatt also zu versuchen, unsere Freunde oder unsere Familie zu ändern, können wir auf individueller Ebene daran arbeiten, uns selbst zu ändern. Dazu muss man Selbststudium und Introspektion betreiben. Man muss sich mit sich selbst beschäftigen und den eigenen Geist unter die Lupe nehmen.
ÜBUNG:
Die vedische Psychologie zielt darauf ab, den Menschen zur Beobachtung seines Verstands und seiner Emotionen nach innen zu führen, damit er seine Motivationen, Wünsche und Entscheidungen besser verstehen und erkennen kann, wie sie sich auf das Leben und auf Beziehungen auswirken. Deine Frage eignet sich also hervorragend als Ausgangspunkt, um tiefer in dich selbst zu blicken. Du kannst diese einfache Introspektionsübung ausprobieren, um die subtilen Antriebe deines Geistes besser zu verstehen. Beantworte diese Fragen auf einem Blatt Papier und sei ehrlich:
Zum Beispiel so: „Ich möchte, dass meine Partnerin öfter die Schriften studiert. Es frustriert mich, dass sie auf ihrem spirituellen Weg mit einem Hindernis konfrontiert zu sein scheint.“
Zum Beispiel: „Wenn ich meiner Mutter helfen könnte, dieses Hindernis auf ihrem spirituellen Weg zu überwinden, dann wäre ich überglücklich, weil sie spirituelle Fortschritte machen könnte.“