ÜBERMÄßIGES ESSEN

FRAGE:

Ich weiß nicht, wie ich mit meinem Problem des Überessens umgehen soll. Ich bin fettleibig. Ich treibe Sport, aber das Essen … Ich wurde als Kind vergewaltigt und meine Eltern haben mich immer geschlagen und mir gesagt, dass ich wertlos und dumm bin. Wie kann ich geheilt werden? Ich habe gechantet, Seva und Yoga gemacht. Ich habe mir selbst Sätze wie „ich bin Bhakti“, „ich bin Liebe“ und „ich bin wertvoll“ gesagt. Ich gehe sogar zu einem Psychologen, aber es bessert sich nichts.

ANTWORT:

Es tut uns leid, von den Schmerzen und dem Leid zu hören, die du erfahren hast. Die gute Nachricht ist, dass du nicht mehr weiter leiden musst. Alle Probleme in der Gesellschaft, ob auf individueller, familiärer oder nationaler Ebene, entstehen aus einem Mangel an Liebe. Liebesmangel ist die Hauptursache für die psychischen Probleme der Menschen, ob Zwänge, Phobien, Neurosen oder Psychosen. Die meisten psychischen Probleme entstehen in der Kindheit. Grund dafür ist, dass die Kinder in ihrer Erziehung zu wenig Liebe erfahren haben. Genau das schädigt den Geist eines Kindes und quält es für den Rest seines Lebens. Der Geist eines Kindes ist sehr verwundbar und sensibel. Seine Intelligenz ist noch nicht entwickelt genug, um traumatische Erfahrungen verarbeiten oder verdauen zu können. Wenn also Eltern ein Kind verbal und körperlich misshandeln, hinterlässt dies eine tiefe Narbe im Unterbewusstsein des Kindes. Aus diesem Grund empfindet das Kind auch noch Jahrzehnte nach der Misshandlung chronische Angst und Unruhe. Psychische Labilität in Form von Angst und Unruhe oder Stress führt zu ungesunden Verhaltensweisen.

Zum Beispiel neigen Menschen dazu, mehr zu essen, wenn sie Angst oder Stress haben. Essen ist eine der ursprünglichsten Arten, Liebe zu empfangen. Das einzige, was ein Neugeborenes verdauen kann, ist die Muttermilch. Die Mutter drückt ihre Liebe zu ihrem Kind aus, wenn sie ihm Milch gibt. Dadurch lernt das Baby, die Muttermilch seiner Mutter mit Liebe gleichzusetzen. Immer wenn das Baby Angst verspürt, weint es und dann kümmert sich die Mutter um das Kind und stillt es. Es ist ein natürlicher Instinkt: Was immer man einem Kind gibt, es nimmt es in den Mund und versucht es zu essen. Als Folge entwickelt sich die Psyche des Kindes der Art, dass Essen mit Liebe gleichgesetzt wird. Später in ihrem Leben neigen Menschen dazu, zu viel zu essen, wenn sie Angst oder Stress haben, da sie gelernt haben, Essen mit Liebe gleichzusetzen. In ihrem verzweifelten Versuch, Liebe zu bekommen, essen sie. Das Essen ist dann ein Versuch, das Gefühl mangelnder Liebe zu kompensieren. Je mehr Angst wir empfinden und je mehr wir unter Liebesmangel leiden, desto mehr essen wir. Wir versuchen unbewusst, die Leere zu füllen, was jedoch nie durch Essen erreicht werden kann. Die Ursache des Problems liegt im Geist und im Unterbewusstsein (Citta). Tatsächlich nehmen alle Probleme, unter denen wir leiden, ihren Anfang im Citta.

Das Citta ist das Lagerhaus all unserer Erfahrungen und Gefühle. Je intensiver ein Gefühl war, das du vor Jahren erlebt hast, desto mehr Kontrolle hat es heute über deinen Geist. Die geistige und körperliche Misshandlung durch deine Eltern hat also eine sehr schmerzhafte Erfahrung in deinem Citta erzeugt. Diese Erfahrung lässt dich heute nicht zur Ruhe kommen und dich glücklich und entspannt fühlen. Obwohl sie schon so lange her ist, quält sie dich heute noch. Trotz der Tatsache, dass dein Citta eine erstaunlich unbegrenzte Speicherkapazität für jegliche Erinnerungen, Gefühle und Gedanken aus diesem und allen vergangenen Leben hat, speichert das Citta keine Zeitangabe. Nehmen wir an, deine Eltern haben dich vor 20 Jahren misshandelt. Dein Citta speichert keinen Zeitstempel zusammen mit der Emotion. Das wiederum bedeutet, dass du genau dieselbe Angst, Besorgnis und Wertlosigkeit, die du vor zwanzig Jahren empfunden hast, auch heute empfindest. Dein Citta ist nicht in der Lage, dir zu sagen: „Oh, Liebling, du musst dir deswegen keine Sorgen machen. Es passiert nicht jetzt. Es ist bloß eine Erinnerung an etwas, das dir vor langer Zeit passiert ist. Du wirst jetzt nicht mehr misshandelt. Alles ist gut.“ Wenn unser Geist auf natürliche Weise so funktionieren würde, hätten die Menschen ein viel friedlicheres Leben. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die meisten Menschen werden von den Gefühlen ihrer Vergangenheit beherrscht. Sie sind sich dessen nicht einmal bewusst. Es ist daher großartig, dass du dir deines Problems bewusst bist und um Hilfe bittest. Das ist der erste Schritt. Jetzt werden wir dir einige praktische Schritte vorstellen, mit denen du deinen Geist und deine Gefühle unter Kontrolle bringen kannst.

PRAKTISCHE ÜBUNG:

Übermäßiges Essen ist, wie jede andere Gewohnheit oder Sucht, nicht leicht zu überwinden. Du hast es dir zur Gewohnheit gemacht. Dein Geist war viele Hunderte oder Tausende Male darin involviert. Du wirst dreimal so hart daran arbeiten müssen, diese Gewohnheit abzulegen, wie du daran gearbeitet hast, sie zu erschaffen. Wenn dein Geist sich selbst überlassen bleibt, wird er dafür sorgen, dass du weiterhin übermäßig viel isst. Das ist seine Komfortzone. Und dein Ego mag keine Veränderung oder etwas Neues auszuprobieren. Deswegen wird dein Ego deinen Geist in dieser Gewohnheit des Überessens unterstützen. Dein Geist und dein Ego sind wie zwei dumme Kriminelle. Sie sorgen dafür, dass du festsitzt und unglücklich bist.

Hier sind zwei praktische Schritte zur Heilung:

1. Erzähle dir selbst eine andere Geschichte.

Wir brauchen die Hilfe eines anderen Teils deines Geistes, der Buddhi bzw. Intelligenz genannt wird. Bei dir, wie bei fast jedem, ist Buddhi derzeit entweder dabei zu schlafen oder sich wie ein Jasager zu verhalten. Buddhi handelt nicht aus eigener Kraft. Sie ist nicht in der Lage zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Sie schafft es nicht, diesen beiden dummen „Kriminellen“ – deinem Geist und deinem Ego – zu sagen, dass es eine schlechte Idee ist, weiter zu essen, um Liebe zu bekommen. Denn ganz unabhängig davon, wie viel du isst, du wirst niemals das finden, wonach du in der Nahrung suchst. Buddhi kann dir helfen, mit den Erinnerungen und Gefühlen umzugehen, die aus dem Citta aufsteigen. Sie kann dir sagen, dass es sich tatsächlich nur um nachwirkende Gefühle handelt, die aus einer längst vergangenen Zeit hochkommen, und, dass es dir jetzt gut geht, obwohl sich diese Gefühle der Angst so real und intensiv anfühlen. Du bist kein kleines hilfloses Mädchen, das nicht entkommen kann. Du wirst hoffentlich auch nicht mehr von deinen Eltern seelisch oder körperlich misshandelt. Wenn du dich also besorgt, ängstlich oder wertlos fühlst oder ein anderes negatives Gefühl erfährst, bitte Buddhi dir Folgendes zu sagen: „Das sind alte Gefühle, die mich unter Kontrolle haben, denen ich keinen Glauben mehr schenken möchte. Ich bin ein angenehmer, liebevoller und freundlicher Mensch mit einer starken Intelligenz, die ich gerade einsetze, um mit meinen schmerzhaften Gefühlen zurechtzukommen, damit ich nicht auf eine Art und Weise handle, die mein Selbstwertgefühl beeinträchtigt.“ Du solltest dir diese Aussage aufschreiben oder eine eigene Version verfassen und sie bei dir tragen. Lies sie zur Unterstützung, um mit diesen beiden dummen „Kriminellen“ fertig zu werden.

        2. Nutze dein Bewusstsein.

Buddhi ist auch der Ursprung des Gewahrseins und der Präsenz. Wenn du also das nächste Mal einen Nachschlag nimmst oder nach einem Snack greifst, tu dies ganz bewusst. In der Praxis bedeutet das, dass du dir erlaubst dich zu überessen, jedoch ganz bewusst. Versuche beim Überessen alle deine Sinne einzubeziehen. Verlangsame deine Handlung. Schalte den Fernseher aus und vermeide äußere Ablenkungen. Konzentriere dich einfach auf das Essen. Wie sieht das Essen aus? Wie sieht es wirklich aus? Nimm zum ersten Mal die Farben wahr. Nimm die Form und Textur wahr. Rieche daran, bevor du es in den Mund nimmst. Langsam. Nur riechen. Wie riecht es? Berühre es als Nächstes. Versuche, es so zu berühren, als wäre es das erste Mal, dass du etwas berührst. Lasse deine Finger hypersensibel werden. Was fällt dir an der Haptik des Essens auf, das du vorher noch nicht bemerkt hast? Noch nicht probieren! Erinnere dich vor dem Essen an Śrī Kṛṣṇa. Nimm dir einen Stuhl oder bereite Kṛṣṇa einen schönen Platz, damit Er sich zu dir setzen kann. Stelle ein Gedeck für Kṛṣṇa bereit. Sprich mit Ihm und stelle fest, ob du Seine Liebe in deinem Herzen spüren kannst. Nun serviere Ihm die Speise. Biete sie Ihm von ganzem Herzen an. Beschreibe Ihm die Speise. Erzähle Ihm, was dir aufgefallen ist, wie das Essen aussieht, riecht und sich anfühlt. Lass Ihn genießen, während du still dasitzt. Konzentriere dich auf deinen Atem, indem du lange und tief einatmest. Atme Kṛṣṇas Gegenwart und Liebe ein. Nimm sie in dir auf. Er ist bei dir. Sobald du dann den Eindruck hast, dass Kṛṣṇa satt ist und genossen hat, nimm langsam und bewusst deinen ersten Bissen. Spüre, dass Kṛṣṇa bei dir ist und dir dabei zusieht, wie du Sein Prasād isst. Nimm wahr, wie es schmeckt. Kaue langsam. Fahre mit dieser Übung fort. Nimm Śrī Kṛṣṇa als deinen Begleiter wahr. Er ist immer bei dir, gegenwärtig in deinem Herzen.

  • Satyanarayana Dasa

    Satyanarayana Dasa
  • Daily Bhakti Byte

    Most of the samskaras we have are coming from the mother. The mood, mentality, consciousness of the mother influences the programming of the baby, starting in the womb.

    — Babaji Satyanarayana Dasa
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